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1. Neue und neueste Geschichte - S. 86

1880 - Dillenburg : Seel
— 86 — besitz an, gewährte ihnen die Rechte und Vortheile der andern Kolonisten und gab ihnen Geld zur Weiterreise. Die Zahl der Einwanderer mehrte sich bis aus 15 Ooo. Auch Kirchen und Schulen wurden ihnen errichtet, und der König that alles, um ihnen ihre nette Heimat lieb zu machen. Die Städte suchte der König auf alle Weise zu heben; wer eine wüst liegende Baustelle bebaute, erhielt freies Bauholz, ein Viertel der Baukosten und Erlaß aller Lasten auf sechs bis acht Jahre. In Berlin zwang er reiche Leute zum Bauen; „der Kerl hat Geld, muß bauen," war sein Wort, das keinen Einwand mehr duldete. Wohl hat er dadurch die Städte und besonders Berlin vergrößert und verschönert, aber sein Befehl war in vielen Fällen eine Härte und hat manche wohlhabende Familie arm gemacht. Große Sorgfalt widmete der König auch den Gewerben; er bedauerte oft, daß so viel Geld außer Landes ginge. Um das Geld dem Lande zu erhalten, ordnete er an, daß alle Bekleidungsstücke aus einheimischer Waare gefertigt würden; er errichtete in Berlin eine große Weberei, an welche alle inländische Wolle verkauft werden mußte; auch die Bürger wurden angehalten, nur inländische Stoffe zu tragen, und da Friedrich Wilhelm die Mittel kannte, sich Gehorsam zu verschaffen, so dachte bald niemand mehr an ausländische Waaren, lim aber auch die Bürger gegen schlechte Waaren zu schützen, erließ er strenge Vorschriften über die Fabrikation und ließ dieselbe streng überwachen. Auch die Rechtspflege erfuhr die Sorgfalt und Fürsorge des Königs; er verbot die Hexenprozesse, urtheilte selbst sehr streng; die Urtheile der Gerichte milderte er nie, er verschärfte sie oft; persönliche Rücksichten kannte er nicht. Zur Beschleunigung der Prozesse erließ er manche Vorschriften. 6. Sorge für Religion und Bildung. Friedrich Wilhelm war von einer aufrichtigen Frömmigkeit beseelt; feiner Kirche war er mit ganzer Seele ergeben. Er besuchte den Gottesdienst fleißig und hielt darauf, daß es auch von feinen Familiengliedern und den Beamten geschah; den Geistlichen empfahl er die Hinwirkung auf eilt wahres thätiges Christenthum und versuchte eine Einigung der beiden protestantischen Eonfefsionen. Vor der Gottesgelehrsamkeit hatte er hohe Achtung, vor den andern Wissenschaften nur dann, wenn sie praktischen Nutzen hatten. Er ließ Erbanimgs-bücher vertheilen, setzte geistliche Jnspeetoren ein, gab eine neue Kirchenordnung und verordnete, daß in jeder Gemeinde Kirchen-

2. Neue und neueste Geschichte - S. 95

1880 - Dillenburg : Seel
— 95 — Krieg eingetreten, weil er bei etwaigem Siege der äserbünbeten bic Besitzergreifung Pommerns bnrch Polen fürchtete. Die bereinigten Russen und Polen hatten Stettin erobert, traten es aber an Frieb-rtch Wilhelm gegen eine Entschäbignng von 400 000 Thaler ab; bei der Rückgabe der Stadt sollte ihm diese Summe wieber ersetzt werben. Karl forberte Stettin zurück, wollte aber die Summe nicht zahlen; ba ergriff Friedrich Wilhelm die Waffen. Der alte Dessauer eroberte Rügen; muthvoll hielt sich Karl in Stralsnnb bis zum Dezember 1715; als er die Stadt nicht mehr halten konnte, verließ er sie und balb nach feinem Weggange ergab sich bieselbe. Mit dem ebenfalls balb erfolgenben Falle von Wismar ging die letzte Besitzung der Schweden in Dentschlanb verloren. Trotzbem die Kassen völlig leer waren und das Laub in gänzlicher Erschöpfung barnieberlag, bachte Karl nicht an Beenbignng des Krieges; er unternahm sogar noch einen neuen Krieg, um Norwegen den Dänen zu entreißen (1718). In den Laufgräben vor der Festung Friebrichshall traf ihn die töbtliche Kugel; er war erst sechsuubbreißig Jahre alt. Mit seinem Tode änberte sich die ganze Sachlage. In bett baranf folgettbett Friebensschlüssen verlor Schweden an Hannover die Herzogtümer Bremen und Verben, an Preußen Vorpommern, an Rnßlattb Livlanb, Esthlanb ltttb Jngermann-lattb; August Ii. blieb König von Polen, und Dänemark bekam eine bebeittenbe Kriegsetttschäbigmtg. Schweden ging aus dem norbischen Kriege so geschwächt hervor, daß es aus der Reihe der Großstaaten ausschieb. e. Peter's d. Gr. Verdienste um Rußland. Den Gebauten, Rußlaub in die Reihe der europäischen Culturstaaten einzuführen, hielt Peter fest; eine treue Stütze babei war ihm fein Günstling Menfchifoff. In dem eroberten Jngerrnannlanb legte er eine neue, befestigte Reichshauptftabt an und nannte sie zu Ehren des Apostels Petrus St. Petersburg. Viele Tau-senbe von Arbeitern mußten baran arbeiten, so daß schon im zweiten Jahre die Festungswerke und eine Menge Gebäube vollenbet waren. Die meisten Arbeiter blieben gleich hier wohnen; ans allen Stäbten mußten Hanbwerker und Kaufleute hierherziehen; der Abel mußte wenigstens einen Theil des Jahres in der neuen Stadt wohnen. Auch viele Frembe, befonbers Deutsche, zogen hierher, so daß St. Petersburg balb die bevölkertste und die herrlichste Stadt des Zarenreiches war.

3. Neue und neueste Geschichte - S. 131

1880 - Dillenburg : Seel
— 131 — beseelt, aber es fehlten ihm gar häufig Nachdruck und Kraft, seine Pläne voll und ganz auszuführen; vielfach war er auch falsch berathen und irre geleitet. — Gleich nach seinem Regierungsantritt (1786) hob er die Regie und das Kaffee- und Tabaks- 1786 Monopol auf; aber die Freude über diese Maßregel wurde bedeutend gedämpft, als, um den Ausfall in der Staatskasse zu decken, alte Steuern erhöht und neue Steuern eingeführt wurden; sie verkehrte sich aber in Erbitterung, als trotz der neuen Steuern das Tabaksmonopol wieder hergestellt wurde. — Zur Hebung von Gewerbe und Handel wies er große Summen aus der Staatskasse an; zu seiner Zeit wurde der Rupptner Canal gegraben und die erste Chaussee (zwischen Berlin und Potsdam) gebaut. — Ungehalten über die bisherige Art, die Soldaten zu behandeln, schärfte er den Osficieren aufs nachdrücklichste ein, sich milder und menschlicher gegen ihre Untergebenen zu zeigen. — Große Sorgfalt wandte Friedrich Wilhelm dem gesammten Unterrichtswesen zu; es wurde ein Ober-Schnlcolleginm errichtet, welches die verschiedenen Unterrichtsanstalten beaufsichtigen und für die Heranziehung guter Lehrer sorgen sollte; sämmtliche Schulen wurden gesondert in Bauern-, Bürger- und Gelehrtenschulen, um jedem Stande die Erwerbung der Kenntnisse zu ermöglichen, welche ihm nöthig feien; an der Spitze des Oberschnlcolleginms stand der Minister von Zedlitz. Die Akademie der Wissenschaften ward reichlich unterstützt und hauptsächlich mit deutschen Lehrern besetzt. Die Regierungszeit Friedrich Wilhelm's war eine Zeit des religiösen Abfalles, der Gleichgültigkeit und des grassesten Unglaubens gegen die kirchlichen Lehren. Die Saat für diese unheilvolle Frucht war von jenseits des Rheines gekommen in jenen leichtfertigen und alles Religiöse verspottenden Schriften eines Voltaire und Rousseau, und Friedrich d. Gr. hatte dem Aufkeimen jener Saat nicht gesteuert, sondern das Wachsthum derselben durch feine Vorliebe für französische Schriften und Schriftsteller sogar gefördert; er mußte denn gegen das Ende feines Lebens auch einsehen und zugestehen, daß die Sittlichkeit nicht zu-, sondern abgenommen habe. Bis in die höchsten kirchlichen Aemter war die Verneinung der kirchlichen Lehre gedrungen; man stieß sich an dem oft Geheimnisvollen und Wunderbaren des Christenthums und wollte an feine Stelle eine Vernunftreligion fetzen. Friedrich Wilhelm erkannte den Schaden und wollte demselben abhelfen; aber das dazu gewählte Mittel war falfch. Durch feinen Minister 9*

4. Neue und neueste Geschichte - S. 135

1880 - Dillenburg : Seel
— 135 — in den Händen Rußlands. Letzteres bot nun Preußen eine zweite Theilung Polen's an, welche Friedrich Wilhelm auch annahm. Prenßen erhielt die Städte Danzig und Thorn und Großpolen, ein Gebiet von 1100 Quadratmeilen und eine Million Einwohnern. Noch einmal erhob sich ganz Polen gegen diese Zerstückelung; aber Koscinsko wurde von dem russischen General Snwarosf geschlagen und gefangen genommen. Es erfolgte 1795 die dritte Theilung Polen's, in welcher Preußen wiederum 900 Quadratmeilen, alles Land links der Weichsel mit der Hanpstadt Warschau, erhielt. Im Jahre 1792 war auch Auspach und Baireuth in Folge Erbvertrags an Preußen gefallen. Unter der Regierung Friedrich Wilhelm's Ii. war Preußen um 2000 Quadratmeilen mit 3 Millionen Einwohnern vergrößert worden. Dennoch ist seine Regierungszeit keine glückliche zu nennen; bei seinem Tode war der von Friedrich d. Gr. angesammelte Staatsschatz verausgabt, ja das Land trug eine Schuldenlast von achtundvierzig Millionen Thaler; das Vertrauen des Volkes zur Regierung war erschüttert, das Ansehen des preußischen Staates besonders in Folge des Baseler Friedens gesunken, und vom Hose aus hatte sich eine große Sittenverderbnis Über das Volk verbreitet. — Friedrich Wilhelm Ii. starb am 16. November 1797. 1797 14. pie Kriege Napoleons. a, Napoleon Bonaparte (1797—1812). Napoleon Bonaparte war am 15. August 1769 zu Ajaccto*) auf der Insel 1769 Corsika geboren; fein Vater hieß Carlo Bonaparte, feine Mutter Latitia. Der Statthalter verschaffte dem zehnjährigen Knaben eine Freistelle zu Brunne,**) wo er zum Osficier ausgebildet wurde; später besuchte er auch die Militärschule zu Paris. Er war ein verschlossener, in sich gekehrter Charakter, der keines Mitschülers Liebe und Freundschaft genoß; die Selbstsucht war ein hervorragender Zug seines Wesens. An Spielen mit andern Knaben seines Alters betheiligte er sich nicht; dagegen trieb er auch in seinen Freistunden mit großer Vorliebe Geschichte und Mathematik und erwarb sich bald solche Kenntnisse, daß ein Lehrer von ihm sagte: „Ein Corse von Geburt und Charakter; er wird es weit bringen, wenn die Umstände ihn begünstigen." Das Wesen *) spr Ajatscho. **) spr. Briähn (im östlichen Frankreich.)

5. Neue und neueste Geschichte - S. 83

1880 - Dillenburg : Seel
— 83 — l minnsh 5- •<Ir s "’i ct ">'!>nc„ lieben blauen Kindern" zuwandte. Dl- einzelnen Regimenter waren Eigenthum ihrer Befehlshaber, und diese mußten gegen ein- bestimmte Entschädiguuqs-sirmm- stets für die Vollzähligkeit der Regimenter sorgen Die La, da ld U,,b ”6icitcn "»st ein bedeutendes Handgeld. Da bte Werbeofftziere der verschiedenen Regimenter oft ra d-ns-lb-n Ortschaften warben und sich gegenseitig zu über-bieten Zuchten, so wies der König einem jeden Trnppentheil einen bestimmten Landestheil zu, aus welchem die Regimenter ihre Zahlen zu ergänzen hatten. Fanden sich nicht genug Freiwilliae so .'!«"!L,"w “ » »»■ '•'Ä'.'Ks's’Ä-.S men, war chm kein Preis zu hach, keine Schwierigkeit zu grosi S° sp"r,°m er saust war, so war er m diesem S ück gerad zu verschwenderisch ; viele ämmueu Thaler sind während seiner Re- Serlt^ft f" 8 Stusra"b. gewandert, nur um recht viele lang-^ ^ bekommen. Seine Vorliebe für die langen Soldaten .,ar aügemem bekannt. Deshalb beeilten sich sremde Fürsten chm jolche zu senden, wenn sie etwas von ihm zu erlangen wünscheine bdferean4rttffin f^etrer b* ®x' öon Rußland als Dank für i-n r Bernsteinsammlung und für ein schönes Jachtscknff n9q>> eri§: Unter großer Gefahr und mit großen Kosten für d s" Jözl C«,en r f m 01,8 einem «»«mischen Kloster [Ui oe^ Königs Regiment. Es aab fctft feine ln welche nicht von des Königs Werbern besucht ward' gar hänfia -"blutige Sjeinmf1' 's »We- Xä Mmwmml-s lasse so macken sie ein (Snfsn L p „^S^P0 einen Lumpenkerl anwerben bi&l ©efanbte "T Serben berufe,,; aber btt Si, »• Flügelmänner für mich fd f;iqf,,/ sl rf fr $ouai,der feine

6. Neue und neueste Geschichte - S. 118

1880 - Dillenburg : Seel
— 118 — ließ er an die einzelnen Provinzen vertheilen; er öffnete feine Magazine und ließ Saatkorn austheilen; um den Bauern die Be-wirthfchaftung ihrer Felder zu ermöglichen, gab er über 30 000 Armeepferde ab. Die verwüsteten Dörfer und zerstörten einzelnen Häuser ließ er aufbauen; so waren allein in Schlesien wenige Jahre nach dem Kriege an 200 Dörfer neu erstanden. Keine Geldmittel wurden gescheut, um nur dem Lande in jeder Weise wieder aufzuhelfen. Den Adel, der ihn in dem Kriege in der kräftigsten Weise unterstützt hatte, belohnte er dadurch, daß er ihm die höchsten Aemter am Hose, im Staate und in der Armee verlieh. Wenn es dem Könige in der Unterstützung seiner Unterthanen an Mitteln ans der Staatskasse fehlte, so griff er gar oft die ihm zur Hofhaltung bestimmten Gelder an; ja säst jedes Jahr verwendete er an feiner Hofhaltung ersparte Summen zum Wohle seines Volkes; auf diese Weise wurden nach und nach 24 Millionen Thaler an einzelne Gemeinden vertheilt, und trotzdem hinterließ er einen Staatsschatz von 60 Millionen Thaler. Der König erkannte mehr und mehr die hohe Bedeutung eines gut geschulten Heeres und wandte daher dem Heereswesen seine volle Aufmerksamkeit zu; er verstärkte das Heer bis auf 200 000 Mann, ließ die Reiterei tüchtig ausbilden und führte die reitende Artillerie ein. Durch eiserne Disciplin hielt er die meist aus geworbenen Ausländern bestehende Masse in Zucht und Ordnung. Zu Friedrichs Zeit seufzte der Bauernstand noch unter den härtesten Frohndiensten, den unerschwinglichsten Abgaben. Da es Friedrich unmöglich war, dagegen etwas zu thum so sorgte er durch strenge Verordnungen dafür, daß keine Ueberbürdung des Bauernstandes oder gar Mißhandlungen vorkamen. Auch rief er, wie feine Vorfahren, Kolonisten in's Land, denen unangelmute Strecken gegen die Verpflichtung des Anbaues als Eigenthum überlassen wurden; mehr als 200 000 Einwanderer kamen aus andern deutschen Ländern nach Preußen. Um den Handel zu heben, ließ Friedrich Canäle anlegen; so entstanden zu feiner Regiernngszeit der Plauen sehe, der Bromberger und der Finow-Canal. Die inländische Industrie schützte er durch eine sehr hohe Steuer, welche aus ausländische Artikel gelegt wurde; manche Gegenstände, wie z. B. Wolle, dursten nicht ausgeführt werden. Den Verkauf des Kaffee's und des Tabaks nahm er als alleiniges Recht des Staates in Anspruch und ließ sich darin weder durch Widerspruch, noch durch

7. Neue und neueste Geschichte - S. 121

1880 - Dillenburg : Seel
— 121 — 11. Der nordamerikanische Freiheitskrieg. a. Zerwürfnis der englischen Kolonien mit dem Mutterlande. Schon im sechzehnten Jahrhundert waren auf der Ostküste Anierika's englische Niederlassungen entstanden. Obwohl die Kämpft der Eingewanderten mit den Eingeborenen (Indianern) im Mutterlande, bekannt waren, so lockten doch die Aussicht auf Abenteuer im fernen, unbekannten Lande genugsam und die Hoffnung aus Gewinn zu sehr; die Colonien mehrten sich, und es entstanden nach und nach 13 Staaten, deren jeder unter einem vom König von England ernannten Statthalter stand. In den Kämpfen mit den Indianern oder mit Colonien anderer Staaten hatten sie ihre Kräfte erprobt und stellten diese in dem siebenjährigen Colonialkriege zwischen England und Frankreich (1756—1763) dem Mutterland zur Verfügung; hauptsächlich der Hülse der amerikanischen Unterthanen verdankte England den Sieg in jenem Kriege. Als aber nach dem Kriege England den Colonialstaaten einen Theil der durch den Krieg gemachten Schulden aufbürden wollte und die s. g. Stempelakte (eine gesetzliche Bestimmung, nach welcher zu allen gerichtlichen und kaufmännischen Verträgen und Verhandlungen Stempelpapier verwendet werden sollte) einführte, gehorchten die Amerikaner nicht, und weil es an mehreren Orten zu sehr heftigen Auftritten kam, nahm England das Gesetz zurück (1766). Die Amerikaner verlangten zugleich auch, daß Abgeordnete der amerikanischen Staaten Sitz und Stimme im englischen Parlamente^ haben sollten, um so bei der Bestimmung von Stenern selbst mitwirken zu können. Das wurde nicht nur abgeschlagen, sondern England führte schon im Jahre 1770 die Theeakte ein, durch welche auf Thee, Glas, Farben :c. ein hoher Eingangszoll gelegt wurde. Auch dieses Gesetz fand heftigen Widerspruch; es wurde jeder für ehrlos erklärt, welcher besteuerten Thee kaufen würde. Da liefen im Jahre 1773 drei Schiffe im Hafen von Boston*), der Hauptstadt des Staates Massachufets**), ein, welche Thee als Ladung führten. Die Bewohner Bostons forderten, daß diese Schiffe mit ihrer Ladung nach England zurückkehren sollten; als dies nicht geschah, überfielen fünfzig Bürger die Schiffe und warfen die Ladung ins Meer. Zur Strafe für diesen Ausstand sperrte England den Hafen von Boston (1774). Erbittert darüber, traten noch in *) spr. Boßtn. **) spr. Mafiatschusets.

8. Neue und neueste Geschichte - S. 169

1880 - Dillenburg : Seel
— 169 — Lach her. Da können wir dem König wieder Pulver sparen." Bei jeder Stockung rief er: „Vorwärts, Kinder, vorwärts!" Als die Soldaten bei allzuschwierigen Stellungen meinten, es gehe unmöglich, sagte er: „Es heißt wohl, es geht nicht; aber es muß gehen, wir müssen vorwärts. Ich hab's ja meinem Freunde Wellington versprochen, und ihr wollt doch nicht, daß ich wortbrüchig werden soll !" Um zwei Uhr war er erwartet worden, erst um vier Uhr kam er auf dem Schlachtfelde an, wo die Engländer in so großer Bedrängnis waren, daß Wellington schon daran gedacht hatte, die Schlacht abzubrechen und sich zurückzuziehen. Sofort griff Blücher in die Schlacht ein; dadurch ermuthigt, machten auch die Engländer noch einen kräftigen Vorstoß, und die Schlacht war entschieden. Die feindlichen Co-lonnen waren durchbrochen und wandten sich zur Flucht. Das französische Heer erlitt eine totale Niederlage. Die Verfolgung des fliehenden Feindes übernahmen die Preußen; sie machten unermeßliche Beute an Geschützen, Wagen und Gepäck; auch Napoleons Wagen sammt seinem Hnt, Degen und Mantel fiel in ihre Hände; Napoleon hatte sich, als die Preußen nahe kamen, auf ein Pferd geworfen und war eiligst geflohen. Die Engländer nennen diese Schlacht die von Waterloo, die Preußen die von Belle-Alliance und die Franzosen die von Mont St. Jean. i. Der zweite Pariser Friede. Die Schlacht bei Waterloo hatte der Herrschaft der 100 Tage ein Ende gemacht; Napoleon wurde wieder abgesetzt. Vor Blücher erschienen Abgeordnete der Stadt Paris und baten, sie mit Einquartierung zu verschonen; Blücher aber eutgeguete: „Die Franzosen haben Jahre lang in Berlin ganz angenehm logirt; es soll kein Preuße, der mir bis hierher gefolgt ist, zurückkehren, ohne sagen zu können, daß die Pariser ihn angenehm bewirtet haben. Er verlangte, daß die Pariser ihre Gesuche in deutscher Sprache vor ihn brächten, und legte ihnen eine hohe Kriegscontribntion auf. Die zu Ehren der Schlacht bei Jena von den Franzosen erbaute und genannte Jenabrücke befahl er zu sprengen, und als der französische Minister ihm sagen ließ, er könne nicht glauben, daß Blücher im Ernste ein solches Kunstwerk zerstören wolle, ließ er ihm sagen, wenn er es nicht glauben wolle, so möge er sich nur morgen Mittag hinaufstellen. Die außerdeutschen Fürsten waren gegen Frankreich sehr, großmüthig und zwar zum Schaden Deutschlands und besonders . Preußens. Am 20. November 1815 wurde der zweite Pariser^-No-Friede geschlossen; durch denselben wurde Frankreich auf dieüicu\ lr Grenzen von 1789 zurückgebracht; es mußte 700 Millionen Franks Kriegsentschädigung bezahlen und bis zum Abtrag dieser Summe 150000 Mann Besatzungstruppen im Lande erhalten; Saar-loitis und Saarbrücken mußte es an Preußen abtreten, auch die geraubten Kunstschätze herausgeben; vergeblich aber war die

9. Neue und neueste Geschichte - S. 5

1880 - Dillenburg : Seel
selbst sagt: „Ich wollte nicht tausend Goldgulden dafür nehmen, daß ich Rom nicht sollte gesehen haben." Als Luther nach seiner Rückkehr dem Ordensvorsteher Bericht über seine Reise erstattet hatte, drang dieser in ihn, daß er Doctor der Theologie werde; Luther widerstrebte, aber Dr. Staupitz wußte alle Bedenken zu beseitigen, und so wurde Luther im Jahre 1512 1512 feierlich zum Doctor der heiligen Schrift ernannt und verpflichtet. (Die Kosten trug sein Landesherr Friedrich der Weise). Des hierbei geleisteten Eides, „die heilige Schrift allezeit fleißig zu studiren, zu predigen und zu vertheidigen", hat er sich später oft genug getröstet. In welch' hohem Ansehen Luther bei dem ganzen Orden, besonders aber bei Dr. Staupitz stand davon gibt der Umstand Zeugnis, daß er von letzterem zum Visitator der Klöster in Thüringen und Meißen ernannt wurde. c. Lmers Auftreten gegen den Ablaß. Zu dieser Zeit trat in Deutschland ein Dominikaner-Mönch, Johann Tetzel auf und verkaufte Ablaßbriefe. Der Ablaß war ursprünglich ein Erlaß von kirchlichen, äußeren Strafen, z. B. von Wallfahrten, wogegen eine gewisse Geldgabe an die Kirche zu entrichten war. _ So lange die Lehre vom Ablaß diese Gestalt behielt, war ste keineswegs verderblich; aber nach und nach bildete sich die ^ehreaus und wurde vom Volke nur zu gerne angenommen, daß *ie, Kirche und besonders der Papst, gegen eine Geldabgabe die Sunde selbst erlassen könnte, daß also zur Erlangung der Vergebung der Sünde nichts als ein Ablaßbrief nöthig sei; Buße und Glauben meinte man nicht mehr nöthig zu haben. In dieser Gestalt wurde die Lehre vom Ablaß im höchsten Grade verderblich, umsomehr, als selbst für die schwersten Sünden, ja selbst für ^ Sunden die man noch begehen wollte, Ablaß ertheilt wurde. Wohtn sollte es bei solcher Lehre mit dem christlichen Leben L°mmenwper Pap? Leo X. hatte um diese Zeit einen allge-S welne!L } ^ ausgeschrieben, dessen Ertrag zum Ausbau der -Peterskirche m Rom verwendet werden sollte; Bevollmächtigter Verkaufe der Ablaßbriefe für Deutschland war der Erz-Ibtfchof Albrecht von Mainz und Magdeburg, und dieser hatte !deu oben genannten Tetzel mit dem Verkaufe beauftragt. Tetzel hl* von Wittenberg, und viele liefen zu ihm, mm Ablaßbriefe zu kaufen. Als einige derselben bei Luther beich-unb Luther ste aufforderte, ernste Buße zu thun, zeigten sie

10. Neue und neueste Geschichte - S. 45

1880 - Dillenburg : Seel
— 45 — iin Holland Dienste zu nehmen. Darauf verlieh der Kaiser die t pfälzische Kurwürde an Maximilian bort Settern; Tilly wurde in 'idett Grasenstand erhoben. c. Der niedersächsisch-dänische Krieg. Tilly hatte sich nach ider Entfernung der beiden protestantischen Führer mit dem ligisti-fsichen Heere an der Grenze von Niedersachsen ausgestellt und ging ^daraus aus, den Protestantismus hier zu vernichten. Er verjagte idte Geistlichen, nahm den evangelischen Gemeinden die Kirchen weg uuttd verübte allerlei Gewaltthätigkeiten. Als die Forderung der ^Protestanten, den Tilly abzuberufen, vom Kaiser nicht erfüllt »wurde, erhob sich der niedersächsische Kreis und übertrug das Ueldherruamt dem Könige Christian Iv. von Dänemark, »welchem sich Mansseld und Christian von Braunschweig wieder .^anschlössen. Um nicht alles der Liga verdanken zu müssen und (Dadurch abhängig von ihr zu werden, wünschte der Kaiser, ein eignes Heer zu besitzen. Diesem Wunsche kam einer seiner Offiziere, Albrecht von Wallen st ein, entgegen, der sich erbot, dbem Kaiser ein Heer aufzustellen, welches ihn gar nichts koste; unur den unbeschränkten Oberbesehl behielt er sich vor und verlangte Entschädigung für aufzuwendende Kriegskosten durch Provinzen, welche er erobern würde. Ansangs schien es dem Kaiser bedenklich, sich einem Manne wie Wallenstein anzuvertrauen, doch Willigte er ein und ernannte den Wallenstein zum unbeschränkten Oberseldherrn mit dem Titel: kaiserlicher Generalissimus. Albrecht von Wallen stein (eigentlich Waldstein) war der Sohn ''protejlantischer Edelleme in Böhmen. Im Jahre 1583 geboren, wnrde er, )Qc ihm die Eltern frühe hinstarben, in einem Jesuitencollegium in Olmütz erzogen, woselbst er auch zur katholischen Kirche übertrat. Er machte dann -große Reisen durch ganz Westeuropa und hielt sich am Schlüsse derselben nrangere Zeit an der Universität zu Padua auf. Unter Ruoolf Ii. kämpfte -nv ^Q^'er 9e9eu bic Türken und verheiratete sich daun mit einer sehr reichen iwttrve, durch deren Tod er Herr eines bedeutenden Vermögens wurde. Dasselbe wurde durch Erbschaft noch sehr vergrößert, und als während '°es böhmischen Krieges Wallenstein wieder tapfer für den Kaiser focht, schenkte (3hrn dieser für seinejtreue die Herrschaft Friedland (sie umfaßte 9 Städte lund mehr als 50 Schlösser und Dörfer); bei der Austreibung der Protestanten Böhmens vermehrte er seine Besitzungen noch durch' den billigen :Unfauf von 60 Gütern. Darauf erhob ihn der Kaiser in den Fürstenstand lund gab ihm den Titel: Herzog von Friedland. Wallenstein hatte um böhmischen Kriege bereits ein Regiment aus eigne Kosten erhalten und Illls L bei |t desselben viel zur Entscheidung der Schlacht am weißen Berge joeigetragen, so daß er sehr hoch in des Kaisers Gnnst stieg. Als bei den Verhandlungen von 20000 Mann die Rebe war, äußerte Wallenstein: „Ein
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